Villa Rustica - Die Römervilla in Brederis
Die römische Villa Rustica in Brederis zählt zu den bedeutendsten archäologischen Fundplätzen Vorarlbergs. Der Gutshof, der vom 1. bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. bestand, durchlief mehrere Bauphasen und zeigt eindrucksvoll, wie stark die Region in das römische Wirtschafts- und Kulturleben eingebunden war. Hier wurden Landwirtschaft, Handwerk und römische Lebensweise in ländlicher Umgebung vereint.
Unser Verein hat sich das Ziel gesetzt, einen Teil dieser Villa detailgetreu wiederaufzubauen, um die römische Kultur an diesem historischen Ort neu erlebbar zu machen. Besucher sollen künftig nicht nur die Geschichte sehen, sondern sie auch mit allen Sinnen erfahren – vom Alltag auf einem römischen Gutshof bis hin zu Handwerk und Kulinarik.
Für die Umsetzung dieses Projektes sind wir auf Sponsoren und Spenden angewiesen. Jeder Beitrag hilft dabei, ein einzigartiges Stück römischer Vergangenheit in Vorarlberg lebendig werden zu lassen.
Die Römer in Vorarlberg – Von der Eroberung bis zum Untergang
Die römische Geschichte Vorarlbergs beginnt mit den Alpenfeldzügen der Jahre 25–15 v. Chr., die unter Kaiser Augustus durchgeführt wurden. Ziel war es, den gesamten Alpenraum zu sichern und die nördlichen Provinzen besser an Italien anzubinden. Vorarlberg war zu dieser Zeit von keltisch und rätischen Stämmen besiedelt, die den Römern Widerstand leisteten, jedoch schließlich unterworfen wurden. Im Jahr 15 v. Chr. war der Alpenraum endgültig in das römische Reich integriert.
Das Gebiet des heutigen Vorarlberg wurde Teil der Provinz Raetia. Die Römer legten großen Wert auf die Infrastruktur: Straßen wie die Via Claudia Augusta (vollendet um 46/47 n. Chr.) und weitere Passrouten verbanden Italien mit den nördlichen Provinzen. Entlang dieser Wege entstanden Straßenstationen, Siedlungen und kleinere Militärposten. Sie dienten der Versorgung, der Kommunikation und der Kontrolle des Waren- und Truppentransports über die Alpen.
Ein besonders bedeutendes Zentrum war Brigantium, das heutige Bregenz. Von der keltischen Vorgängersiedlung ist nahezu nichts bekannt – sie könnte sich auf dem Gebhardsberg oder auf der Riedenburg befunden haben. Der nach dem Alpenfeldzug am Bodenseeufer (Lacus Brigantinus) eingerichtete Militärstützpunkt bestand bis in die Mitte des 1. Jahrhundert n. Chr. Danach entwickelte sich Brigantium zu einer blühenden römischen Zivilstadt. mit einem bedeutenden Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum. Spätestens im 4. Jahrhundert war Brigantium Sitz einer Bodenseeflotte (classis) , die den See sicherte und den Handel schützte. Zahlreiche archäologische Funde – darunter Mauerreste, Inschriften, Keramik und Münzen – belegen das Leben in der Stadt. Trotz wiederholter Zerstörungen durch die Alamannen im 3. und 4. Jahrhundert blieb Brigantium bis zum Untergang des Weströmischen Reiches ein zentraler Ort.
Neben städtischen Zentren spielte auch das ländliche Leben eine wichtige Rolle. In Rankweil-Brederis wurde eine bedeutende Villa Rustica entdeckt, die vom 1. bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. bewohnt war. Solche Gutshöfe waren landwirtschaftliche Großbetriebe, die Getreide, Wein oder Vieh produzierten und die regionale Versorgung sicherstellten. Die heute wieder ausgegrabene Villa Rustica in Brederis steht stellvertetend für ähnliche Gutshöfe dieser Art in Vorarlberg, die nicht erhalten sind – oder noch nicht wiederentdeckt wurden. Diese Anlagen zeigen, wie stark die Region in das römische Wirtschaftssystem eingebunden war.
Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. begann eine Phase wachsender Unsicherheit. Immer wieder kam es zu Einfällen germanischer Stämme, insbesondere der Alamannen. Brigantium wurde vermutlich in den Jahren 259/260 n. Chr. erstmals zerstört. Die Siedlung wurde vom flachen Ölrainplateau auf den geschützten Hügel der Oberstadt verlegt.Trotz militärischer Bemühungen war die Grenze am Raetischen Limes nördlich der Donaunicht zu halten. Die Reichsgrenze wurde auf den Oberrhein, Bodensee und Iller zurückverlegt. Brigantium wurde zur Grenzstadt.
Im 4. Jahrhundert versuchten römische Kaiser wie Diokletian und Konstantin der Große , die Nordgrenzen erneut zu sichern. Brigantium erhielt in dieser Zeit ein am Hafen (dem heutigen Leutbühel) gelegenes Kastell, dessen Mauern noch heute teilweise nachweisbar ist. Dennoch verstärkte sich der Druck der Alamannen und anderer Stämme in der Völkerwanderungszeit.
Um das Jahr 401 n. Chr. zog der römische Feldherr Stilicho Truppen aus Raetien ab, um Italien gegen die Westgoten zu verteidigen. Damit war die römische Präsenz im Alpenvorland entscheidend geschwächt. In der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts brach die zivile Verwaltung endgültig zusammen. Der Norden Vorarlbergs fiel allmählich in den Einflussbereich der Alamannen, während Vorderland und Oberland noch im Frühmittelalter zu Churrätien (“Unterraetien” bzw. “Drusental”) gezählt wurden, mit seiner vorherrschend romanischen Sprache und Kultur.
Trotz des Endes der römischen Herrschaft blieb das römische Erbe lebendig: Straßennetze, Ortsnamen, Siedlungsreste und Funde wie jene aus Brigantium oder der Villa Rustica in Rankweil-Brederis sind eindrucksvolle Zeugnisse einer Epoche, die Vorarlberg nachhaltig geprägt hat.